Höxter / 30.11.2012 (TKu) Echte Kerzen am Tannenbaum sind ein großes Brandrisiko! Seit Jahren warnen wir und geben Tipps zu diesem Thema zur Weihnachtszeit auf unserer Internetseite, um ein sicheres Fest zu garantieren. Nahezu fast alle Haushalte verwenden heutzutage aus Sicherheitsgründen elektrische Lichterketten - aber sind die wirklich so sicher, wie man denkt? Der TÜV Rheinland hat Lichtketten ganz aktuell getestet und dabei eine erschreckende Feststellung gemacht: Fast 70% erfüllen den Mindeststandart nicht! "Von 52 geprüften Lichterketten erfüllen 38 nicht einmal die Mindestanforderungen der europäischen Norm", erklärt Thomas Haupt, Experte für Produktsicherheit beim TÜV Rheinland.

Tim Klingenhagen testet eine Lichterkette mit der Wärmebildkamera auf Hitzeentwicklung

Immer noch finden sich gefährliche Lichterketten in deutschen Geschäften - so das Ergebnis eines verdeckten Tests des TÜV. Bereits zum wiederholten Mal haben die Fachleute des internationalen Prüfdienstleisters in der Vorweihnachtszeit Lichterketten gekauft und diese auf ihre Sicherheit hin überprüft. Die Mindestvorhaben der EU waren der Maßstab, an dem die Ketten gemessen wurden. "Bei jeder fünften Lichterkette besteht sogar akute Stromschlag- oder Verbrennungsgefahr." Bei einem Großteil der getesteten Lichterketten fehlten wichtige Warn- und Sicherheitshinweise für den Gebrauch. Eine Lichterkette war beispielsweise sowohl für den Innen- als auch für den Außengebrauch gekennzeichnet, obwohl sie nicht die geeigneten Dichtungen besaß. Neben fehlenden Sicherheitshinweisen fanden die Prüfer auch Konstruktionsmängel. "Bei sieben Lichterketten besteht akute Stromschlaggefahr", sagt Thomas Haupt. "Hier lassen sich beispielsweise Kabel einfach aus der Fassung lösen, so dass jeder Nutzer mit 230 Volt Spannung in Kontakt kommen kann. Das ist lebensgefährlich."

Weitere fünf Lichterketten erreichten bei der Erwärmungsprüfung Temperaturen von über 100° Celsius. Trauriger Spitzenreiter war hier eine Lichterkette mit Temperaturen von knapp 250° Celsius. Dazu ist anzumerken, dass Zeitungspapier beispielsweise eine Zündtemperatur von 180° Celsius aufweist, Kunststoffe haben je nach Art eine Zündtemperatur von 200° bis 300° Celsius. Es geht also unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Brandgefahr von diesen Lichterketten aus! Die Experten des TÜV Rheinland kauften Mitte November 2012 in Baumärkten, 1-Euro-Läden oder im Internet 52 Lichterketten zum Preis von maximal 16 Euro. Bei allen gekauften Lichterketten handelte es sich um herkömmliche Konstruktionen, also normale Leuchtmittel, die direkt mit einer Stromspannung von 230 Volt betrieben werden. Im Kölner Prüflabor von TÜV Rheinland wurden die Lichterketten auf ihre Sicherheit hin überprüft. Die rechtlichen Mindestvorgaben nach der Europäischen Prüfnorm EN 60598-2-20 für den Verkauf innerhalb der Europäischen Union war dabei die Messlatte für den Test. Doch allein diesem Mindeststandard hielten 38 der 52 Lichterketten nicht stand. Das heißt: Sie dürfen innerhalb der EU nicht verkauft werden. Besonders negativ waren die Ergebnisse einer Weihnachtsmann-Fensterdekoration für 4,99 Euro. "Bei diesem Artikel ist wirklich nichts in Ordnung. Kabel lassen sich ohne jede Anstrengung lösen, der Stecker war nicht in Ordnung und die Lämpchen lassen sich nicht richtig wechseln. Diese Weihnachtsdekoration ist eine einzige Gefahr für die Menschen", erklärt Haupt. (Quelle: TÜV Rheinland)

Fotos: Thomas Kube

Auf Hersteller und Herkunft achten:

Der TÜV Rheinland rät grundsätzlich davon ab, anonym im Internet zu kaufen. Stattdessen sollten Käufer genau wissen, wer der Hersteller oder der Händler ist: Diese Angaben brauchen sie zum Beispiel auch dann, wenn sie die Kette reklamieren müssen. Außerdem sollten Sicherheits- und Warnhinweise auch in Deutsch vorhanden sein.
 

Mit Leuchtdioden-Technik auf Nummer sicher gehen:

Schon seit einigen Jahren zeigt sich bei der Weihnachts-Lichtdekoration ein Trend zu Leuchtdioden-Technologie, so genannte LED. Wer beim Kauf von Lichterketten auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf Lichterketten mit dieser Technik setzen. Mittels eines Transformators wird hier die gefährliche Stromspannung von 230 Volt auf etwa 12 bis 24 Volt reduziert. Die Gefahr eines gefährlichen Stromschlags besteht somit nicht. Des Weiteren können sich Lichterketten mit Leuchtdioden beim Ausfall von Lampen nicht erhitzen. Besonders wenn Kinder im Haushalt sind, sollten Verbraucher deshalb unbedingt auf den Einsatz von LED-Lichterketten zurückgreifen. Ein weiterer Vorteil von LED: "Der Energieverbrauch ist bis zu 90 Prozent niedriger als bei normalen Lichterketten", so Thomas Haupt. "Dies schont nicht nur die Umwelt sondern auch den Geldbeutel".
 

Kennzeichnung und Gütesiegel garantieren Sicherheit:

In jedem Fall benötigt die Lichterkette die Kennzeichnung "CE", nur dann entspricht sie auch den geltenden Anforderungen der Europäischen Union. Zusätzlich sollte die Lichterkette noch das Siegel "GS" für "Geprüfte Sicherheit" tragen. Es besagt, dass ein unabhängiges Institut die Lichterkette überprüft hat. Auch Lichterketten mit dem dreieckigen VDE-Prüfzeichen können beruhigt gekauft werden. Das Prüfzeichen ist ein neutrales Prüfsiegel vom Prüf- und Zertifizierungsinstitut des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE). Bei Außenlichterketten sollten Käufer auf das Siegel "IP44" achten: Trägt die Kette dieses Siegel, ist sie für den Außeneinsatz geeignet. Außerdem sollten sich Verbraucher den Stecker genau ansehen: "Es muss ein Rundstecker sein, der die komplette Steckdose abdeckt, rät der TÜV.

Kennzeichnungen auf der Verpackung helfen bei der richtigen Auswahl beim Kauf der Lichterketten


Als einfachste Vorbeugungsmaßnahme rät Ihnen ihre Feuerwehr:

Wenn Sie ihre Wohnung oder ihr Haus verlassen, ziehen Sie sämtliche Stecker der Lichterketten oder verwenden Sie abschaltbare Steckdosenleisten. Hantieren Sie nur an der abgeschalteten Lichterkette und halten sie diese stets unter Beobachtung, genau wie ihre Kinder, die daran evtl. herumspielen. Bei Brandausbruch durch einen technischen Defekt kann Ihnen ein Rauchmelder das Leben retten, diese werden ab dem nächsten Jahr übrigens Pflicht in Nordrhein-Westfalen (wir berichteten). 

Genauere Informationen und Prüfberichte zum Thema finden Sie unter: http://www.tuv.com/