Geschichte der Löschgruppe Lüchtringen 

 

Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lüchtringen im Jahre 1908 gab es eine Pflichtfeuerwehr. Der Zwangsdienst in dieser Pflichtfeuerwehr wurde allerdings sehr mangelhaft und ungern ausgeführt. Die Chronik berichtet über einen großen Brand der Gastwirtschaft Clemens Schlüter (heute Hotel Weserstrand) folgendes: Die damalige Pflichtfeuerwehr war zwar zur Bekämpfung des Brandes erschienen. Sie vergaß jedoch ihre eigentliche Aufgabe und ging daran, Bier und Schnaps zu retten, anstatt dem Feuer zu Leibe zu rücken. Der innerliche Brand muss wohl größer gewesen sein, denn ein jeder suchte sich abseits vom Brand ein stilles Plätzchen, um sich ordentlich zu betrinken, während derweil das Feuer lustig weiter brannte. Der damalige Bürgermeister Harten soll dann in seiner Not die Feuerwehr Holzminden herbeigeholt haben. Feuerwehren kannten schon damals keine Grenzen. Als sie dann mit der Brandbekämpfung beginnen wollten, zerschnitten ihnen die Lüchtringer Feuerwehrleute die Schläuche, nach dem Motto: "Das ist unser Feuer". Weder der herbeigerufene Amtmann von Höxter noch der zuständige Gendarm konnten für Ruhe und Ordnung sorgen. Erst als man den Haupträdelsführer ausgemacht und zur Ausnüchterung ins Spritzenhaus gesperrt hatte, kehrte Ruhe ein. Das Geschehen bei diesem Brand waren der Anlass, verantwortungsbewusste Männer der Gemeinde für die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr zu gewinnen. 1908 wurde schließlich die Freiwillige Feuerwehr Lüchtringen mit 52 Männern gegründet.

 

Feuerwehr in den 20er Jahren

So einfach wie heute hatte man es damals nicht, wenn mal ein Feuer ausbrach. Ein strenger Brandschutz war daher die Folge. Im Falle eines Brandes war das Wasser aus den Brunnen schnell verbraucht. Auf der Trift wurde daher ein Teich angelegt, 1928 erhielt die Otterbache eine Stauvorrichtung. Die Feuerwehr hatte zu dem Zeitpunkt nur Leitern, Einreißhaken und Ledereimer, eine Feuerspritze kam erst später. Die Brandschutzvorschriften wurden deshalb streng gehandhabt, in jedem Hause standen Eimer mit Wasser und es gab einen Nachtwächter. Bei offenem Licht durfte nicht gedroschen werden. Rauchverbot galt in allen Scheunen und Ställen und wurde streng beachtet. Die Brandschadensverhütung wurde oft in der Kirche verlesen. Zu erwähnen ist aber auch die Tätigkeit der sogenannten Fuierheerns (Feuerherren) in den ersten Gründerjahren.

Diese mussten von Zeit zu Zeit kontrollieren, ob in den Haushalten jeden Abend auch zwei Eimer Löschwasser bereitstanden, um einen etwa in der Nacht ausbrechenden Brand zu Leibe rücken zu können. Außerdem hatten sie zu prüfen, ob die Stuben- und Stalllampen in Ordnung waren und am Silvestertage oder zu Fastnacht rechtzeitig Feierabend gemacht und kein offenes Feuer ungeschützt gelassen wurde. Diese Tätigkeit war allerdings besonders schwer, denn die Versuchung auf Silvester oder Fastnacht war besonders groß, dem Alkohol zuzusprechen. Die damalige Wehrführung war danach bestrebt, Auswüchse in dieser Hinsicht gar nicht erst aufkommen zu lassen. In den Protokollen der Gründerjahre ist zu lesen, dass während der Versammlung keine alkoholischen Gertränke ausgeschenkt und keine Gaststätte in Feuerwehruniform aufgesucht werden sollte.

 

Feuerwehr in den 50er Jahren

In den 50-ger Jahren stellte die Feuerwehr eine Kinowache bei den wöchentlichen Filmvorführungen im Saale Krekeler. Man sprach die Blauröcke dort erstmalig darauf an, die Zelte für ein Schützenfest aufzubauen. Man hatte gesehen, dass die Feuerwehr bei ihren Zeltfesten in vorbildlicher Weise und mit viel Eifer die Zelte auf- und abbaute und es auch sonst verstand, ihre Feste zu organisieren. Im Jahre 1953 erhielt die Gemeinde Lüchtringen eine zentrale Wasserversorgung. Das war auch ein wesentlicher Fortschritt auf dem Gebiet der Brandbekämpfung, konnte man doch nun an jeder Stelle des Ortes den Brand schnell zu Leibe rücken, was bis dahin nicht möglich war, da die Motorspritze nur eine bestimmte Reichweite hatte. 1960 erhielt die Wehr eine neue Motorspritze (TS8/8), nachdem die alte Spritze der Wehr 25 Jahre treue Dienste geleistet hatte. In den folgenden Nachkriegsjahren belegte die Wehr bei den Kreisausscheidungen und Wettkämpfen immer gute Plätze und wurden auch mehrmals Amtssieger. 1956 erhielt Lüchtringen die erste Sirene, zwei weitere kamen 1961 hinzu.


Löschgruppe als Hochwasserwehr

Weser-Hochwasser im Januar 2011

Die Feuerwehr sah ihre Aufgabe jedoch nie alleine in der Brandbekämpfung. Das wiederkehrende Weserhochwasser war schon immer ein großer Bestandteil des Einsatzspektrums der Lüchtringer Wehr. Die Lage der Ortschaft Lüchtringen unmittelbar am Weserufer führte immer wieder zu Überschwemmungen von einigen Ortsteilen, bei denen die Feuerwehr Häuser evakuieren und das Vieh aus den Stallungen vor dem Ertrinken retten musste. Die alten Lüchtringer Feuerwehrmänner haben noch die Hochwasser der Nachkriegsjahre in Erinnerung, wo sie nachts das Fährhaus gesichert und das Wehr der Otterbache freigehalten haben. Etliche überflutete Keller und Häuser sowie vom Hochwasser verschmutzte Straßen mussten schon damals leergepumpt und gereinigt werden. Die letzten großen Hochwasser mit unzähligen Einsätzen verzeichnete die Löschgruppe Lüchtringen in den Jahren 1995, 1998, 2003 und 2011. Bei dem Hochwasser im Januar 2003 wurde erstmalig auch ein professioneller Hochwassersteg eingesetzt, der im Feuerwehrgerätehaus untergebracht ist.

Hochwasser-Einsatz auf der Lüchtringer Weserbrücke 1995

Hochwasser-Einsatz mal ganz anders im Januar 2003
 

Seit 1970 heißt es Löschgruppe Lüchtringen

 
Durch den Zusammenschluss der Gemeinden im Amt Höxter-Land zur Flächengemeinde der Stadt Höxter am 01.01.1970 wurde die Feuerwehr Lüchtringen in die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Höxter eingegliedert. Aus der Feuerwehr Lüchtringen wurde somit die Löschgruppe Lüchtringen von der Freiwilligen Feuerwehr Höxter. Das eigene Ärmelabzeichen der Löschgruppe mit der Aufschrift "Freiwillige Feuerwehr Lüchtringen" (siehe oben) wurde nach 1970 zwar noch ein paar Jahre getragen, musste aber bald gegen das einheitliche Ärmelabzeichen mit Stadtwappen getauscht werden (siehe neben dem Gruppenfoto von 1979). In den Jahren 1977 und 1978 fand erstmalig ein "Tag der offenen Tür" der Löschgruppe vor ihrem Gerätehaus statt. Dieser Tag der offenen Tür wurde 1984 durch einen Volks- und Radwandertag ergänzt und begeistert noch heute viele Wanderer und Freunde der Feuerwehr. Die Anschaffung einer Fahne, die 1979 eingeweiht und erstmalig im Festumzug mitgeführt wurde, gehen auf die Initiative von Wehrführer Anton Hoffmann zurück.

 

Die 90er: Die ersten Frauen in der Lüchtringer Wehr

1996 konnten drei junge Frauen als die ersten weibliche Mitglieder in die Wehr aufgenommen werden. Aus beruflichen Gründen gehören sie leider nicht mehr der Löschgruppe Lüchtringen an. Die Zusammenarbeit mit den Lüchtringer Vereinen konnte in den folgenden Jahren immer weiter ausgebaut werden. Eine Terminabsprache mit den Vereinen findet immer gemeinsam im Lüchtringer Feuerwehrgerätehaus statt. Die Feuerwehr begleitet die Festumzüge der Vereine und hilft wenn nötig auch einmal aus. Für das Maurerdenkmal in Lüchtringen hat die Feuerwehr beispielsweise einen Weihnachtsmarkt initiiert. Den Erlös daraus stellte sie für das Denkmal als Spende zur Verfügung. Die Löschgruppe Lüchtringen ist seit 1997 dem 2. Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Höxter angegliedert, dem noch die Löschgruppen Albaxen und Stahle angehören. Mit diesen beiden Löschgruppen arbeiten die Lüchtringer Floriansjünger bei Einsätzen und Übungen enger zusammen. Im Jahre 1998 erhielten alle Feuerwehrleute der Löschgruppe eine verbesserte Schutzkleidung für Brandeinsätze aus feuerbeständigem Kermel. Die orange Einsatzkleidung aus Baumwolle wurde weiterhin in den Sommermonaten für Technische Hilfeleistungen und sonstige Einsätze angezogen. Auch ein neues Schlauchboot ist im Jahre 1998 angeschafft worden. Die Ausstattung der Löschgruppe mit digitalen Meldeempfängern wurde bis zum Jahr 2000 umgesetzt. Für kleine Einsätze musste nun nicht mehr die Sirene alarmiert werden. Die Mannschaftsstärke der Löschgruppe betrug im Jahr 2003 genau 44 aktive Feuerwehrkameraden sowie 12 Kameraden der Ehrenabteilung.