Geschichte des Löschzuges Höxter 

 

Die Pflichtfeuerwehr in Höxter bestand schon sehr lange. Aus der Feuerlöschordnung aus dem Jahre 1850 entnehmen wir folgendes: "Die städtische Feuerwehr ist neu organisiert und jeder arbeitsfähige Einwohner ab dem 17. Lebensjahr verpflichtet, in dieselbe einzutreten.....". Die Entwicklung dieser Truppe im blauen Rock und Messinghelm wurde überall mit freudiger Teilnahme verfolgt, denn aus dem Jahr 1861 sind von der damaligen Pflichtfeuerwehr verschiedene Probleme überliefert, und keiner der Berichte weiß etwas Positives über diese Wehr auszusagen. 1875 funktionierte bei Bränden weder die Wasserversorgung aus den Löschteichen, noch die vorhandenen Wasserspritzen. Auch die Helfer behinderten sich gegenseitigt. 1878 wurde die Freiwillige Feuerwehr Höxter gegründet. Im September dieses Jahres heißt es in einem Zeitungsbericht: "Endlich scheint sich ein lange schon allgemein gehegter Wunsch, die Gründung einer uniformierten, freiwilligen Feuerwehr verwirklichen zu wollen. Die in der Stadt bei Freunden des gemeinnützigen Unternehmens gesammelten freiwilligen Beträge sind über Erwarten reichlich geflossen. Der Gründer dieser Wehr war Louis Flotho, ein energischer Mann, dem in jeder Beziehung viel zu danken ist. Die Feuerwehrkapelle dürfte nicht lange nach der Gründung (1878) aufgestellt worden sein.

Führungskräfte der Feuerwehr Höxter 1903 (25-jähriges Bestehen)

Gruppenfoto im Jahre 1903

Feuerwehrkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Höxter 1914

Freiwillige Feuerwehr Höxter im Jahre 1928 (50-jähriges Bestehen)


Freiwillige Feuerwehr während des 3. Reiches


Das Dritte Reich nahm der Wehr wie überall den Vereinscharakter und gliederte sie in die sog. Feuerlöschpolizei ein. Diese "Gleichschaltung" aller Feuerwehren des Reiches geschah auf der Basis des am 15. Dezember 1933 erlassenen Gesetzes über das Feuerlöschwesen. Im Frühjahr des Jahres 1934 veranstaltete die Freiwillige Feuerwehr Höxter daher eine außerordentliche Hauptversammlung in der "Reichspost", um ihre Auflösung als Verein zu beschließen. Oberbrandmeister Karl Brinkmann eröffnete diese Versammlung und bat Herrn Bürgermeister Kronsbein um die nötige Aufklärung bezüglich des neuen Gesetzes. In seinen Ausführungen wies Bürgermeister Kronsbein darauf hin, dass die alten Wehren schon immer der neuen Zeit entsprochen haben. Damit meinte er vor allem die uneigennützige und gute Arbeit zum Wohle der Allgemeinheit. Lediglich in ihrem äußeren Aufbau, den Satzungen sowie der Bekleidung, unterschieden sich die Feuerwehren des Deutschen Reiches. Diese Verschiedenartigkeiten sollten durch das neue Gesetz umgehend beseitigt werden.

Heinrich Schmidt Wehrführer von Höxter 1934 bis 1946

Das Gesetz sah weiterhin drei Arten der Feuerwehr vor: Die Berufsfeuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr und die Pflichtfeuerwehr (wenn die Anzahl der nötigen Feuerwehrleute nicht erreichend würde). Für Höxter kam nur die Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr in Frage. Die Feuerwehr sollte dem Ortspolizeiverwalter (in Höxter war das der Bürgermeister) unterstehen und müsste Mitglied des Kreisfeuerwehrverbandes sein. Die Kreisfeuerwehrverbände würden in den Provinzialfeuerwehrverbänden zusammengefasst. Über den Provinzialfeuerwehrverbänden würde letztlich das Innenministerium und somit der Innenminister des Deutschen Reiches stehen. Zusammensetzen sollte sich diese Wehr aus einem Führer, welcher zugleich der Vertreter des Ortspolizeiverwalters wäre, dem Führerrat (bestehend aus allen Truppführern), den aktiven Mitgliedern sowie aus den Alters- und Ehrenmitgliedern. Als aktiv würde jeder Feuerwehrmann gelten, der gesundheitlich als geeignet befunden wäre und das 60. Lebensjahr nicht überschritten hätte. Jede Neuaufnahme (mindestens 18 Jahre und nicht älter als 40) sollte eine sechsmonatige Probezeit als Anwärter absolvieren und anschließend eine Prüfung vor versammelter Mannschaft ablegen.
 
Nachdem der Bürgermeister die neuen Bestimmungen vorgetragen hatte, kam er nun zu den ersten Maßnahmen, die zunächst in der Auflösung der alten Wehr bestand. Zwei Drittel aller Anwesenden mussten dafür stimmen, um die alte Satzung außer Kraft zu setzen. In dieser Abstimmung wurde der Antrag von allen Mitgliedern einstimmig angenommen. Mit der Beschließung zur Gründung der neuen Feuerwehr sollten die gesamten Ausrüstungsgegenstände der Stadtverwaltung als Eigentum übergeben werden, das Barvermögen hingegen sollte der neuen Wehr wieder zur Verfügung stehen. Alle Mitglieder folgten diesem Antrag und traten der neuen Wehr geschlossen bei. Damit war also die bisherige Feuerwehr aufgelöst und die neue Wehr gegründet worden. Mit einem "Sieg Heil" für den Führer Adolf Hitler, den Reichspräsidenten Hindenburg, den Minister Göring und die Ehrenmitglieder der Feuerwehr Höxter schloss Bürgermeister Kronsbein seine Worte.


Freiwillige Feuerwehr während der Kriegsjahre

Der zweite Weltkrieg stellte an die Feuerwehrleute erhöhte Anforderungen. Viele Feuerwehrleute mussten für Hitlers Wahn an der Front kämpfen. Dabei fehlten gute Feuerwehrkräfte in der Heimat. Es mussten zahlreiche Bürger für den Feuerwehrdienst zwangsverpflichtet werden. Während des Krieges gab es bei weitem mehr Verpflichtete, als Freiwillige. Die Freiwillige Feuerwehr Höxter glich zu dieser Zeit mehr und mehr einer Pflichtfeuerwehr. Im März 1944 zählte die Stadt Höxter ca. 10.000 Einwohner, die Feuerwehr Höxter ca. 80 Feuerwehrmänner. Zum Fuhrpark der Feuerwehr Höxter gehörten ein LF15 (Lieferjahr 1943), eine Tragkraftspritze (Lieferjahr 1930) sowie einen Schlauchkraftwagen 1,5 (Lieferjahr 1925). Die im Jahre 1943 aufgestellte "Löschgruppe Corvey" verfügte noch über eine weitere TS8/8. Als Garnisonsstadt mit Eisenbahnstrecken und einer Weserbrücke galt die Stadt Höxter als "besonders luftgefährdet". Seit 1943 gab es wiederholte Flugzeugabschüsse und Notabwürfe in der näheren Umgebung, teilweise mit Brandschäden in den Nachbargemeinden. Nach einer damaligen Einschätzung der Lage wäre der Feuerschutz im Falle einer Großschadenslage, also beim Brand an mehreren Stellen der Stadt, keinesfalls ausreichend gewesen. Daraufhin wurde am 31. März 1944 um die Zuteilung von einem weiteren LF15 sowie einem Schlauchkraftwagen 4,5 gebeten. Dieser gehegte Wunsch erfüllte sich jedoch leider nicht. Am 03. März 1944 ordnete der höhere SS- und Polizeiführer für die Provinz Westfalen den sog. Feuerwehrbereitschaftsdienst an. Dieser Bereitschaftsdienst (Fbmot.) stand von Anbruch bis Ende der Dunkelheit in erhöhter Alarmbereitschaft und war in Alarmquartieren untergebracht. Die erste Bereitschaft für die Fbmot. Höxter war am 24. März 1944. Die Alarmbereitschaft bestand aus einer Gruppe und musste jeweils immer einen Kraftfahrer, einen Maschinisten und einen Gruppenführer in der Gruppe haben.
 
Am 19. Mai 1945 waren bei der Feuerlöschpolizei der Stadt Höxter noch vorhanden:
 
a) aktive Kräfte: 16
b) Notdienstverpflichtete: 38
c) Frauen und Jugendliche: keine
 
Als Feuerwehrführer gab es noch einen Zugführer und 6 Gruppenführer, ferner 5 Maschinisten. Die Kreisschlauchmacherei war zum Teil beschädigt, konnte jedoch schnell wieder in Betrieb gesetzt werden. Von Bombenangriffen blieb Höxter weitesgehend verschont. Überörtliche Löschhilfe leisteten einige Höxteraner Feuerwehrmänner jedoch nach heftigen Luftangriffen auf die Städte Paderborn und Bielefeld. Zur Schadensbekämpfung fuhren sie nach Paderborn und Bielefeld, um die dortigen Feuerwehren zu unterstützen. Die Reise traten die Höxteraner Feuerwehrleute alarmmäßig mit ihrem LF15 an. Über Nacht und am Tage nach den Luftangriffen leisteten sie Löschhilfe, zunächst in Paderborn, dann in Bielefeld.


Nach den anstrengenden Kriegsjahren

Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Feuerwehr Höxter ihre früheren Rechte und ihren Vereinscharakter von der Alliierten-Militärregierung zurück. Höxter gehörte zu dem Britischen Sektor, in dem sich die Britische Militärregierung bildete. Diese Militärregierung gab im Mai 1945 die Anweisung, die Freiwillige Feuerwehr wieder aufzustellen. Auch die Uniformen durften wieder getragen werden, nur die Nazi-Abzeichen mussten verschwinden. Der militärähnliche Charakter in der Feuerwehr sollte umgehend beseitigt werden. Im November 1946 ordnete die Militärregierung an, dass sich die Freiwillige Feuerwehr nur noch aus Freiwilligen Kräften zusammensetzen durfte. Nach dem Krieg wurden wieder viele als Freiwillige für die Feuerwehr Höxter geworben. 1950 bestand die Höxteraner Wehr wieder bereits aus 91 Mitgliedern (42 Aktive, 33 Passive, 16 Alterskameraden). Das Durchschnittsalter betrug genau 41,24 Jahre. Bis zum Jahre 1958 wuchs die Mitgliederzahl auf 120 an.
 
Am Tage des 75-jährigen Gründungsfestes, waren an Fahrzeugen und Geräten vorhanden:
1 Feuerlöschfahrzeug (LF15)
2 tragbare Kraftspritzen (TS8)
1 mechanische Leiter (15 m Steighöhe)
1 Zugfahrzeug für eine TS8


Geschichte einer Feuerwehrfreundschaft

Der Kreis Höxter beschaffte 1972 erstmals ein Drehleiterfahrzeug (DL30) für die Feuerwehren des Kreises. Fünf Feuerwehrleute aus Höxter und Brakel machten sich im Frühjahr 1972 auf den Weg nach Ulm, um die neue Magirus-Drehleiter von ihrem Hersteller abzuholen. Diese fünf Feuerwehrleute waren Kreisbrandmeister Martin Sternberg, der Brakeler Kreisschlauchpfleger Josef Eilebrecht sowie die Kameraden Ernst Baumhauer, Heinrich Markus und Ulrich Sternberg vom Löschzug Höxter. Als sie sich mit dem neuen Fahrzeug auf dem Rückweg nach Höxter befanden, merkten sie, dass es schon spät geworden war. In dem kleinen Städtchen Tauberbischofsheim (Baden-Württemberg) kehrten sie in einem Gasthaus ein, um dort die Nacht zu verbringen. Sie hatten sich ohne es zu wissen, genau das Stammlokal der Tauberbischofsheimer Feuerwehr ausgesucht, in dem sich zu diesem Zeitpunkt auch mehrere Feuerwehrleute aufhielten. Die Feuerwehrkollegen kamen miteinander in gemütlicher Runde schnell ins Gespräch. Für die Nacht über stellten die Höxteraner ihr neues Fahrzeug bei der Feuerwehr Tauberbischofsheim unter. Am nächsten Tag verließen sie Tauberbischofsheim wieder und fuhren weiter Richtung Höxter. Dieser Abschied war jedoch nicht von Dauer. Nachdem die Höxteraner Feuerwehrleute die schöne Stadt Tauberbischofsheim kennengelernt hatten, planten sie noch im selben Jahr einen mehrtägigen Ausflug dorthin. In der Zeit vom 06. bis 08. Oktober 1972 war es dann soweit, mit zwei Bussen ging es auf nach Tauberbischofsheim. Während der nachfolgenden Jahrzehnte besuchte man sich des öfteren gegenseitig, viele Freundschaften entstanden und wurden über die Jahre weiter ausgebaut. Im Oktober 1994 spielte die Stadt- und Feuerwehrkapelle erstmals auf dem Oktoberfest des Löschzuges Höxter. Daran sollte sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Auch die Tauberbischofsheimer Feuerwehrleute erschienen seit dieser Zeit regelmäßig zum Höxteraner Oktoberfest. Im Oktober 1997 konnte die 25-jährige Freundschaft zwischen den Höxteranern und den Tauberbischofsheimern Feuerwehrleuten im offiziellen Rahmen gefeiert werden (Foto).


Hauptamtlich besetzte Wache?

1982 versuchte die Stadt Höxter die Einrichtung einer ständig besetzten Feuerwache mit hauptamtlichen Kräften zu vermeiden, da dieses sehr kostenintensiv und nicht bezahlbar wäre. Obwohl das Gesetz über den Feuerschutz ab einer Einwohnerzahl von mehr als 30.000 eine hauptamtlich besetzte Feuerwache vorsah, konnten jedoch bei Gemeinden bis zu 50.000 Einwohnern Ausnahmegenehmigungen erteilt werden. Der Regierungspräsident in Detmold hatte der Stadt Höxter 1982 eine derartige Ausnahmegenehmigung versagt. Bereits im Jahre 1977 sollte der Stadt Höxter keine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Der Rat der Stadt Höxter hatte daraufhin 1978 die Verwaltung beauftragt, gegen einen zu erwartenden Ablehnungsbescheid des Regierungspräsidenten alle Rechtsmittel auszuschöpfen, um die Verpflichtung zur Errichtung einer hauptamtlichen Feuerwache zu verhindern. Der erste Beigeordnete Walter Anderson vertrat damals die Meinung, dass die hauptamtlichen Feuerwehrleute, hinsichtlich der geringen Einsatzzahlen, zu nicht ausgelasteten Skatspielern würden. Am 20. November 1982 führte die Freiwillige Feuerwehr Höxter eine Einsatzübung auf Anordnung der Bezirksregierung Detmold an der Weserbergland-Klinik in Höxter durch. Die Bezirksregierung bewertete die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr bei dieser Übung, in Rücksichtnahme auf den gewählten Wochentag, als zufriedenstellend. Als einen wesentlichen Punkt bemängelte sie das Fehlen einer eigenen Kraftfahrdrehleiter. Die Anfahrtszeit der kreiseigenen Drehleiter von mehr als 25 Minuten sei nicht vertretbar. Das Fehlen einer Drehleiter in Höxter wurde als wesentliche Auflage für die Verlängerung der Ausnahmegenehmigung gemacht. Zwei Jahre später erhielt der Löschzug Höxter dann seine eigene Drehleiter (DLK23-12). In Anbetracht dieser und weiterer Leistungsüberprüfungen durch die Bezirksregierung konnte die Stadt Höxter ihre Ausnahmegenehmigung noch bis heute erhalten. Hauptamtliche Kräfte gibt es derzeit nur im Bereich des Rettungsdienstes, den die Stadt Höxter unterhält.