Geschichte des Rettungsdienstes Höxter
Der Krankentransport wurde bis 1946 vom Deutschen Roten Kreuz ehrenamtlich durchgeführt. 1914 wurde die Freiwillige Sanitätskolonne Höxter gegründet. Sie hatten sich vorgenommen kranken und verletzten Menschen zu helfen, stets hilfsbereit zu sein und ehrenamtlich für andere zur Verfügung stehen. Doch zur damaligen Zeit war eine Hilfestellung in dieser Form nicht sehr einfach. Dieses geschah nicht durch den Einsatz von motorisierten Krankenwagen. Die Kranken und Verletzten mussten, wenn der Arzt die Einlieferung in ein Krankenhaus angeordnet hatte, mit einem zweirädrigen Krankentransportkorbwagen dorthin gefahren werden. Für den Transport wurden immer zwei Männer benötigt, diese wurden vom Kolonnenführer oder dessen Stellvertreter bestimmt. Es ist sehr bewundernswert, dass die Männer ihren Dienst für eine gute Sache freiwillig geleistet haben. Im ersten Weltkrieg sind etliche der Männer, die der Sanitätskolonne Höxter angehörten, freiwillig an die Front gegangen, um in den Lazaretten ihren Dienst zu tun.
Zum Abstellen von Tragen, Wolldecken und Krankentransportwagen stand der Freiwilligen Sanitätskolonne Höxter ein Raum im Spritzenhaus zur Verfügung. In dem selben Raum probte auch die Feuerwehrkapelle ihre Märsche. Kleine Anekdote aus der Zeit: Eines Abends kam ein Sanitäter zum Kolonnenführer und berichtete ihm, dass er mit einem Kameraden am Nachmittag einen Transport durchgeführt habe. Der Kranke hätte eine ansteckende Krankheit gehabt und die Wolldecken seien noch nicht desinfiziert worden. Auf diesen Wolldecken saßen die Musiker und probten ihre Stücke. Nun war guter Rat teuer. Man beschloss ein paar Flaschen Schnaps zu kaufen, um sie den Feuerwehrmännern zu spendieren. Nach dem Genuss des Alkohols stellten sich keine Nachwirkungen ein und alles war gut verlaufen. Nach dem Zusammenbruch des dritten Reiches und Ende des zweiten Weltkrieges wurde das Rote Kreuz teilweise verboten. In der amerikanischen Besatzungszone dagegen konnte das Rote Kreuz voll wirksam werden. Die amerikanische Besatzungsmacht bemühte sich, das Rote Kreuz mit Material und Geldmittel zu unterstützen. Ganz anders sah es hingegen in den Britischen Besatzungsgebieten aus. Für die Sanitätsbereitschaft Höxter begann ein neuer Aufbau, es standen keinerlei Materialien und Geld zur Verfügung. Nur der Idealismus beherzter Frauen und Männer mochte es fertig zu bringen, die Rotkreuzarbeit im Sinne der Wohlfahrtspflege im stillen weiterzuführen und aufzubauen, wo es dringend nötig war. So beschränkte sich die Arbeit des Roten Kreuzes nach dem verlorenen Krieg hauptsächlich auf die Flüchtlings- und Heimkehrerbetreuung.
Im Sommer 1946 übertrug die Britische Militärregierung das Krankentransportwesen den Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Höxter. In einem Brief des Kreisfeuerwehrinspekteurs an die Amtsbrandmeister des Kreises Höxter steht zu lesen: "Es liegt die Veranlassung vor, darauf hinzuweisen, dass bezüglich der Übernahme des Krankentransportwesens durch die Freiwilligen Feuerwehr keine das Rote Kreuz verletzende Auslassungen von Feuerwehrkameraden gemacht werden sollten. Die Übernahme des Krankentransportwesens bringt für die Feuerwehr Schwierigkeiten mit sich, die nur in gutem Einvernehmen mit den Rot-Kreuz-Dienststellen zu lösen sein werden." Die Stadt Höxter erhielt bis zum 01. August 1946 drei Sanitätswagen und 6 hauptberufliche Feuerwehrmänner für den Krankentransport. Wegen der angespannten Finanzlage erhielt zunächst nur die Stadt Höxter hauptamtliche Feuerwehrmänner. Im September 1946 nahmen die eingestellten hauptamtlichen Kräfte der Feuerwehr Höxter an einem Kursus über Krankentransport und Erste Hilfe bei Unglücksfällen teil. Der verantwortliche Leiter des Krankentransportes in Höxter war der Amtsbrandmeister. Untergebracht waren die hauptamtlichen Krankenwagenfahrer seit 1946 in der alten Staatsbauschule. 1951 konnten sie ins umgebaute Gerätehaus in der Rosenstraße ziehen.
1954 übernahm die Allgemeine Ortskrankenkasse Höxter (AOK) den Krankentransport auf Drängen des Kreises Höxter. Vermutlich konnte der Kreis Höxter die hohen Lohnkosten für die hauptamtlichen Beschäftigten in Höxter nicht aufbringen. In den anderen Städten des Kreisgebietes betrieb der Kreis Höxter den Krankentransport mit ehrenamtlichen Kräften weiter fort. Die Krankenwagenunterkunft der AOK Höxter befand sich seit der Übernahme in der Minoritenstraße Ecke Corbiestraße.
Zum 01. Januar 1974 ist das Rettungs- und Krankentransportwesen dann der Stadt Höxter übertragen worden. Mit der Fertigstellung des neuen Feuerwehrgerätehauses "Am Petriwall" im Herbst 1974 stand dem Krankentransportdienst nun auch eine moderne und geeignete Unterkunft zur Verfügung. Die 5 Krankenwagenfahrer, die 1974 beim Krankentransport arbeiteten, mussten umgehend in die Freiwillige Feuerwehr Höxter eintreten, sofern sie noch keine Mitglieder waren.
Fritz Müller, der schon seit 1949 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war, wurde als erster Einsatzleiter des Krankentransportes eingesetzt. Stellvertretender Einsatzleiter wurde Alfred Jäger. (Oberbrandmeister Heinz Kube löste Fritz Müller im Jahre 1992 als Einsatzleiter ab. Heinz Kube gehört der Feuerwehr und dem Rettungsdienst seit 1984 an.)
Fritz Müller, der schon seit 1949 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr war, wurde als erster Einsatzleiter des Krankentransportes eingesetzt. Stellvertretender Einsatzleiter wurde Alfred Jäger. (Oberbrandmeister Heinz Kube löste Fritz Müller im Jahre 1992 als Einsatzleiter ab. Heinz Kube gehört der Feuerwehr und dem Rettungsdienst seit 1984 an.)
Mit der Übernahme des Krankentransportes durch die Stadt Höxter verbesserte sich auch der Ausbildungsstand, so erhielt 1974 jeder Krankenwagenfahrer einen Lehrgang zum Rettungssanitäter. Nach dieser Ausbildung galt der Rettungssanitäter-Beruf allerdings noch immer nicht als ein anerkanntes Berufsbild. Die Einstellungsvoraussetzung für einen Rettungssanitäter bei der Stadt Höxter war daher eine zuvor abgeschlossene Berufsausbildung. Erst im Jahre 1989 wurde die 1600 Stunden umfassende Ausbildung zum Rettungsassistenten bundesweit vorgeschrieben und zum anerkannten Berufsbild. Alle Rettungssanitäter der Stadt Höxter mussten daraufhin zu Nachschulungen. Seit Februar 1992 ist der Rettungsdienst der Stadt Höxter ermächtigt zur Ausbildung von Praktikanten für den Beruf Rettungsassistent. Die Rettungswache Höxter trägt seit dem den Titel "Lehrrettungswache". Die Ermächtigung gilt für vier Ausbildungsplätze.
Am 29. November 1984 wurde ein Vertrag zwischen der Stadt Höxter und der Katholischen Kirchengemeinde St. Nicolai als Träger des St. Ansgar-Krankenhauses über die Bereithaltung von Notärzten im Rettungsdienst abgeschlossen. Danach verpflichtete sich das Krankenhaus, zur Sicherstellung der Notfallversorgung, einen Arzt als Notarzt bereitzustellen, der mit dem Notarzteinsatzfahrzeug des Rettungsdienstes Höxter zur Einsatzstelle gefahren werden sollte. Diese Vereinbarung trat am 15. Dezember 1984 in Kraft. Dr. Helmut Stöckle (1984-2004 Notarztbeauftrager) aus dem St. Ansgar Krankenhaus erhielt den Dienstauftrag, das Notarztsystem in Höxter aufzubauen. Seine Aufgabe war es auch, die Rettungssanitäter auf ihre neue Funktion vorzubereiten. Höxter war die erste Stadt im Kreisgebiet, die über ein Notarztsystem verfügte. Die Städte Brakel und Warburg richteten ein derartiges System erst 10 Jahre später ein. Die Einsatzzahlen stiegen daraufhin von Jahr zu Jahr.
Das erste Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) stellte die Stadt Höxter im Dezember 1984 in den Dienst. Dabei handelte es sich um einen VW-Passat-Kombi. Lange sollte dieses NEF seinen Dienst jedoch nicht versehen, denn am 08. Juni 1987 erlitt es bei einem Verkehrsunfall Totalschaden. Der Verkehrsunfall ereignete sich während einer Alarmfahrt am Ortseingang Ovenhausen von Lütmarsen kommend. Während sich das NEF auf einem Überholvorgang befand, zog der zu Überholende einfach links heraus, um in eine Einfahrt zu biegen. Dabei kam das Einsatzfahrzeug von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Die Insassen verletzten sich zum Glück nur leicht. Bis zur Beschaffung eines neuen Notarzteinsatzfahrzeuges diente ein Krankentransportwagen übergangsweise als NEF. Im Jahre 1988 beschaffte die Stadt Höxter ein Notarzteinsatzfahrzeug auf Mercedes-Benz 190E als Ersatz. Aber auch dieses Fahrzeug sollte vom Unglück nicht verschont bleiben. Im Mai 1997 verunglückte das NEF in der Stadt Beverungen. Ein anderer PKW hatte dem mit Blaulicht und Martinshorn fahrenden Einsatzfahrzeug die Vorfahrt genommen. Wieder musste ein Krankentransportwagen übergangsweise als Notarzteinsatzfahrzeug dienen, bis die Stadt Höxter im Januar 1998 ein neues Fahrzeug beschaffte.
Bis Dezember 1991 führte der Rettungsdienst Höxter auch den nichtqualifizierten Krankentransport durch. Dazu zählten alle Patiententransporte, die noch sitzend im PKW durchgeführt wurden (quasi Taxifahrten). Die Ursache für das Ende dieser Transporte lag in einem ständigen Rückgang der Patientenzahlen. Da die Taxiunternehmen die gleichen Transporte zu einem günstigeren Tarif anboten, wechselte entsprechend auch die Kundschaft zu diesem billigeren Anbieter.
Bis zum Herbst 1995 war der Rettungsdienst Höxter mit der Feuerwehr gemeinsam im Feuerwehrgerätehaus (Am Petriwall 19) untergebracht. Aufgrund der beengten Verhältnisse im Höxteraner Feuerwehrgerätehaus war der Bau einer neuen Rettungswache erforderlich geworden. Im Februar 1993 begannen die Arbeiten mit dem Umbau eines alten städtischen Wohnhauses (Am Petriwall 17). Die Planung und Bauleitung lag in den Händen der Hochbauabteilung der Stadt Höxter. In der neuen Rettungswache entstanden eine Zentrale, ein Bereitschaftsraum mit Küche, ein Aufenthaltsraum, ein Waschraum sowie drei Ruheräume mit Umkleidemöglichkeit und Toiletten. An die neue Wache wurde eine 168 m² große Fahrzeughalle für fünf Rettungsdienstfahrzeuge angebaut. Die Baukosten beliefen sich auf über 1.000.000 Mark. Im Herbst 1995 wurde die Rettungswache fertiggestellt und offiziell eingeweiht. Seit Februar 1992 ist der Rettungsdienst der Stadt Höxter ermächtigt zur Ausbildung von Praktikanten für den Beruf Rettungsassistent. Die Rettungswache Höxter trägt daher den Titel "Lehrrettungswache".
Der Rettungsdienst zählte zu diesem Zeitpunkt 12 hauptamtliche Rettungsassistenten. Den Dienst, den sie verrichteten, sah eine Dauer von 24 Stunden und eine anschließende Freizeit von 48 Stunden Dauer vor. Im Herbst 2007 wurde nach einer gerichtlichen Grundsatzentscheidung in Höxter der 12-Stunden-Dienst eingeführt. Eine Ausnahmeregelung ließ sich nicht vereinbaren. Der Rettungsdienst der Stadt Höxter fuhr bis Ende 2003 zwischen 3000 bis 4000 Einsätze pro Jahr. Seit Januar 2004 drangen die ersten Liegendtransportunternehmer auf dem Markt. Statistisch gesehen gingen die Fahrten plötzlich um 1000 Fahrten pro Jahr zurück.
Das Fahrtenaufkommen wuchs mit den Jahren jedoch stetig, so dass auch der Rettungsdienst Höxter in den Folgejahren wieder steigende Einsatzzahlen verzeichnen konnte. Im Rahmen des Katastrophenschutzkonzeptes NRW war der Rettungsdienst Höxter erstmals bei der Fussball-Weltmeisterschaft 2006 Länderübergreifend in Gelsenkirchen im Einsatz. Auf einer der Feuerwachen stand der Kreis Höxter mit mehreren Einsatzfahrzeugen für einen Großschadensfall bereit, mit dabei war auch ein KTW der Stadt Höxter. Später folgten Einsätze im Rahmen des PTZ-10. Der Patienten-Transport-Zug 10 NRW (PTZ 10 NRW) wird bei einer Anzahl von Personen, die durch das Schadenereignis betroffen sind, als Teil des Gesamtkonzeptes zur Schadenabwehr benötigt. Die erste PTZ-10-Alarmierung erfolgte nach dem tragischen Unglück währen der Loveparade in Duisburg am 24. Juli 2010. Nach dem Alarm und der Formierung ging es nach Geseke auf einen Autobahn-Rastplatz, wo man auf Weisung der Bezirksregierung in Bereitschaft ging. Ein weiterer nenneswerter Einsatz war die PTZ-10-Unterstützung bei einer Bombenräumung am 17. Mai 2011 in Holzminden. Ab dem 01. Januar 2011 übernahm ein neu gegründeter Notarztträgerverein den Notarztdienst in Höxter. Der bisherige Vertrag mit dem St. Ansgar Krankenhaus Höxter, in dem die Verfügbarkeit der Notärzte geregelt wurde, war zum Jahresende ausgelaufen und sollte nach Meinung der Krankenhaus-Leitung nicht weiter verlängert werden. Ab Mai 2011 übernahm der Kreis Höxter das Notarzteinsatzfahrzeug und die damit verbundenen Abrechnungsangelegenheiten. Die Rettungsassistenten blieben bei der Stadt beschäftigt. Eine vertragliche Regelung sieht eine Personalkostenerstattung seitens des Kreises Höxter von 4,35 Stellen gegenüber der Stadt Höxter vor. Die Notfallsanitäter-Ausbildung ist ab 2015 gestartet. Sieben Rettungsassistenten wurden in den Jahren 2015 und 2016 zum Notfallsanitäter fortgebildet.